VORTRAG: „Proteste in der Sowjetunion gegen den Einmarsch der Warschauer Paktstaaten in die CSSR“

Moderation: Wolfram Tschiche (Theologe, Philosoph, Publizist, DDR-Oppositioneller; Klinke)

Referent: Yuriy Prokhasko (Germanist, Literaturwissenschaftler am Institut für Literaturforschung der Ukrainischen Akademie der Wissenschaften, Lviv)

Datum: 05. September 2018, 19.00 bis 21.00 Uhr

Ort: Gäste- und Tagungshaus Komenský

Eintritt: der Vortrag ist kostenfrei


Das Jahr 1968 war in Ost und West von dramatischen Ereignissen, politischen Hoffnungen und Enttäuschungen gekennzeichnet.

So trug die Empörung über den Vietnamkrieg weltweit zum globalen Charakter der 68er Protestbewegung bei. Im April 1968 wurde Martin Luther King ermordet und infolge dessen kam es zu Rassenunruhen ungekannten Ausmaßes. Im Juni erlag der demokratische Präsidentschaftskandidat Robert F. Kennedy ebenfalls einem Attentat. Die Weltmacht USA war innen- und außenpolitisch erschüttert.

Die westeuropäischen Länder, Frankreich, Italien und die BRD, sahen sich mit rebellierenden Studierenden und Jugendlichen konfrontiert, die die Nachkriegsgesellschaften, ihre Eliten und Werte, grundsätzlich infrage stellten. Nach dem Attentat auf Rudi Dutschke im April 1968 kam es auch in der BRD zu heftigen Protesten. Teile der französischen und italienischen Gesellschaft solidarisierten sich mit den rebellierenden Studierenden. So kam es zu Besetzungen von Universitäten, zu Streiks und Betriebsbesetzungen. Auf diesen Protest reagierten die herrschenden Eliten z.T. mit massiven staatlichen Repressalien.

Auch in Ostmitteleuropa kam es 1968 zu Rebellionen und Reformversuchen.

Zwei große Themen standen dort im Mittelpunkt der Debatten: Wie können die sozialistischen Planwirtschaften effizienter und produktiver gestaltet werden? Zweitens wurde der Ruf nach mehr politischen Freiheiten – Presse -, Meinungs-, Reise – und Versammlungsfreiheit – immer lauter.

In Polen und Jugoslawien kam es ebenfalls zu Studentenrebellionen, gegen die der sozialistische Staat mit Repressionen vorging.

Jedoch ist das Jahr 1968 in Ostmitteleuropa vor allem mit den politischen und wirtschaftlichen Reformversuchen in der Tschechoslowakei verbunden, die als „Prager Frühling“ in die Geschichte eingegangen sind. Unter Führung Alexander Dubceks wurde der Versuch unternommen, den Sozialismus stalinistischer Prägung durch einen „Sozialismus mit menschlichem Antlitz“ zu ersetzen.

Die militärische Niederschlagung dieses Reformversuchs durch die „Bruderstaaten“ des Warschauer Pakts unter Führung der Sowjetunion hatte immense politische Auswirkungen – weit über die CSSR hinaus. Rückblickend kann man festhalten, dass der „Prager Frühling“ die historisch letzte Möglichkeit war, den „realen Sozialismus“ im Sinne einer umfassenden Demokratisierung zu reformieren.


  • Übernachtungsfragen und Kontakt: Gäste- und Tagungshaus Komensky / Herr Przylusk, Tel.: 035873/ 33840, Fax: 035873/ 3385, Email: info@komensky.de
  • Anmeldung: Um Anmeldung wird bis zum 01.09. gebeten. Per Email: w.tschiche@t-online.de ; telefonisch unter: 039325/ 22359. Betreffs Übernachtungs- und Verpflegungsfragen wenden Sie sich/ wendet Euch bitte an das Gäste-und Tagungshaus Komensky / Herrn Przyluski (s.o.).
  • Förder: Bundeszentrale für politische Bildung
  • Veranstalter: Wolfram Tschiche, Umweltbibliothek Großhennersdorf in Kooperation mit der Akademie Herrnhut (AH)