Seminar: „Demokratieaufbrüche in Ostmitteleuropa 1989: Worin besteht die Bedeutung des geistigen und politischen Erbes der ostmitteleuropäischen Dissidenten für die Gegenwart?”

Die Akademie Herrnhut (AH) und die Umweltbibliothek Großhennersdorf laden ein

Termin: 25.10. 2014, 09.30 – 17.00 Uhr

Ort & Anmeldung: Tagungs- und Erholungsheim Herrnhut

Der Fall der Berliner Mauer am 9. November 1989 markierte symbolisch das Ende des Kalten

Krieges und kündigte die Transformation des internationalen Systems an, das seit dem Ende

des Zweiten Weltkriegs Bestand gehabt hatte. Er war eindeutig eine Zäsur, der Abschluss

des „kurzen 20. Jahrhunderts“ (1914 – 1989), das von zwei Weltkriegen und zwei totalitären

Systemen geprägt war, die in Europa ihren Ursprung hatten.

Als friedlicher Übergang zur Demokratie und „Rückkehr nach Europa“ verzeichneten

die Ereignisse im Jahr 1989 internationale Resonanz, und die ostmitteleuropäischen

Emanzipationsbewegungen und ihre Protagonisten wurden allerorts bewundert.

Jener Machttransfer wurde bewirkt durch Verhandlungen zwischen den

Dissidentenbewegungen und den gemäßigten Eliten des alten Regimes, auch als „Friedliche“

oder „Samtene Revolution“ bezeichnet, eine Kombination von reformerischen, nicht

gewalttätigen Mitteln und revolutionären Zielen. Im Rückblick kann diese Veränderung

des revolutionären Paradigmas in der Tat als originäres Vermächtnis von 1989 gelten: die

Möglichkeit des Triumphes eines gewaltlosen zivilen Ungehorsams über Diktaturen, die sich

durch Repressionen und eine Besatzungsarmee zu schützen suchten.

Deshalb ist es 25 Jahre nach den „Friedlichen Revolutionen“ in den ostmitteleuropäischen

Staaten an der Zeit, nicht nur der damaligen epochalen Ereignisse zu gedenken, sondern

kritisch danach zu fragen, worin das geistige und politische Erbe der Dissidenz bestand und

ob es für gegenwärtige Probleme eine fruchtbare und wegweisende Wirkung zu entfalten

Während der Veranstaltung sollen einige Themenbereiche, die wesentliche Anliegen der

ostmitteleuropäischen Dissidenten kennzeichnen, mit aktualisierenden Fragestellungen

verbunden werden. Damit wird nach der Relevanz des dissidentischen Erbes für die

Gegengenwart gefragt.

 

Seminarprogramm:

Samstag, den 25.10. 2014

09.30 – 10.00 Uhr                  Begrüßung, Vorstellungsrunde, Einführung in das Seminar

10.00 – 12.30 Uhr                  Widerstand und Opposition im sowjetischen Machtbereich- eine Skizze

Kann man die politischen Umwälzungen 1989 als Revolution verstehen?

Wichtige Vermächtnisse der ostmitteleuropäischen Dissidenten:

– Die zivilisationskritische Perspektive- Die Überwindung des

Gegensatzes von Totalitarismus und Demokratie

12.30 – 13.15 Uhr                    Mittagessen

13.15 – 15.00 Uhr                    Fortsetzung: Wichtige Vermächtnisse…:

– Die Wiederentdeckung der Zivilgesellschaft Selbstorganisation

und Solidarität

– Die Zusammengehörigkeit von Frieden und Menschenrechten-
Kein Friede ohne Garantie der Menschenrechte

15.00 – 15.30 Uhr                  Kaffeepause

15.30 – 17.00 Uhr                  Fortsetzung: Wichtige Vermächtnisse…:

– Mitteleuropa als „gekidnappter Westen“ (M. Kundera)- Die

Überwindung der der europäischen Teilung

Welche Bilanz lässt sich aus den Hoffnungen von 1989 ziehen?

Ab 17.00 Uhr                          Endes des Seminars

Textarbeit mit ausgewählten Texten zum Thema vorgesehen.